Unsere Geschichte

In seiner heutigen Organisation als gemeinsame Einrichtung (gE) des Schwalm-Eder-Kreises und der Agentur für Arbeit Korbach blickt das Jobcenter Schwalm-Eder noch auf eine recht junge Geschichte zurück. Seine Anfänge gehen auf das Jahr 2005 zurück, als mit dem vollkommen neu gestalteten Sozialgesetzbuch II und der Einführung des Arbeitslosengelds II eine der bisher größten Sozialreformen Deutschlands in Kraft trat.

Einführung des Arbeitslosengelds II (2005)

Erst im November 2004 endgültig verabschiedet, wurde mit dem vollkommen neugestalteten Sozialgesetzbuch (SGB) II zum 1. Januar 2005 das bisherige Nebeneinander von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe beendet. Das Gesetz regelte die Unterstützung von bedürftigen Arbeitslosen neu: Die Höhe der Lohnersatzleistungen und der Umfang der Unterstützung bei Qualifizierung und Arbeitsaufnahme wurden unter dem Slogan „Fördern und Fordern“ zusammengefasst.

Bildung von Arbeitsgemeinschaften (ARGEN)

Ein Viertel der Kommunen entschied, diese neue Aufgabe als sogenanntes „Kommunales Jobcenter“ alleine zu gestalten. In der überwiegenden Mehrheit wurden für die Umsetzung des neuen Gesetzes jedoch Arbeitsgemeinschaften (Abkürzung: ARGEN) zwischen der jeweiligen Agentur für Arbeit und der Landkreise gebildet. Auch im Schwalm-Eder-Kreis entschied man sich für die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit.

Zum damaligen Zeitpunkt waren für den Schwalm-Eder-Kreis zwei Agenturen zuständig: die Agentur in Kassel für den nördlichen, die Agentur in Marburg für den südlichen Teil. Am 1. Januar 2005 nahmen daher gleich zwei Arbeitsgemeinschaften ihre Tätigkeit auf. Für die Standorte Homberg, Fritzlar und Melsungen war die Arbeitsförderung Schwalm-Eder-Nord, für den Standort Schwalmstadt die Arbeitsförderung Schwalm-Eder-Süd zuständig. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass diese Organisationsform nicht die richtige Wahl war. Ein neues Gesetz – zu dem es noch keine Erfahrungen und Ausführungsbestimmungen gab – durch zwei Einheiten aufbauen zu lassen, führte schnell zu ungleichen Lebensbedingungen im Landkreis.

Arbeitsförderung Schwalm-Eder (2006)

Nach acht Monaten des Nebeneinanders wurde deshalb im August 2005 entschieden, zum Januar 2006 eine Arbeitsförderung für den gesamten Landkreis einzurichten. Zum Geschäftsführer der neuen „Arbeitsförderung Schwalm-Eder“ wurde Hans-Gerhard Gatzweiler von der Agentur für Arbeit Marburg bestellt, sein Stellvertreter wurde Friedel Berends von der Kommune.

Etwas über 130 Stellen standen damals zur Verfügung, um die Arbeit zu bewältigen.

Fast 10.000 Leistungsbezieher

2006 wurden im Landkreis durchschnittlich 9965 Leistungsbezieher betreut, die Arbeitslosigkeit betrug 9,1 %. Das Budget für die Unterstützungsleistungen lag bei 8 Millionen Euro. Die Arbeitsförderung Schwalm-Eder war außer in Homberg (in der Kreisstadt wurde auch die Geschäftsführung angesetzt) auch in Fritzlar, Melsungen und Schwalmstadt (Ziegenhain) vertreten. An allen vier Standorten gab es eine Sachbearbeitung für die Geldleistungen und ein Team für Vermittlung und Unterstützung. Obwohl die Zahl der "Hartz4-Bezieher" im Vergleich zu 2006 bereits stark abgenommen hatte, wurden in der Finanzkrise 2008/2009 noch immer rund 8000 Leistungsbezieherinnen und -bezieher betreut.

Grundgesetzänderung notwendig - Auflösung der ARGEN

Im Dezember 2007 stellte das Bundesverfassungsgericht fest: die Zusammenarbeit von Kommunen und dem Bund in Form von ARGEN ist verfassungswidrig. Das Gericht gab dem Gesetzgeber auf, bis Ende 2010 eine Neuregelung zu verabschieden. Zunächst überlegte man, Geldleistungen und Arbeitsvermittlung wieder getrennt zu erledigen. 2010 entschloss man sich jedoch, das Grundgesetz zu ändern, um die Zusammenarbeit dauerhaft abzusichern. Mit der Grundgesetzänderung und umfangreichen weiteren Gesetzesänderungen im SGB II wurden die Jobcenter geboren. Aus der Arbeitsförderung Schwalm-Eder wurde das Jobcenter Schwalm-Eder. Wegen Erreichen der Altersgrenze schied im Sommer 2010 der stellvertretende Geschäftsführer Friedel Berends aus. Sein Nachfolger wurde Joachim Schumann.

Starker Abbau der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten setzt sich fort

2011 wurden im Jahresdurchschnitt nur noch 6447 Leistungsberechtigte betreut - dies waren fast 4500 weniger als noch 2005. Für ihre Unterstützung standen etwas über 5 Millionen Euro zur Verfügung. In 2015 sank die Zahl auf unter 6000 Leistungsempfänger, dies führte zum Abbau von weiterem Personal.

Standort Melsungen: Aufgabe der Leistungssachbearbeitung?

Den Standort Melsungen ganz aufgeben und sich auf die drei anderen Standorte konzentrieren? Von diesen Anfangsüberlegungen sahen Kreis und Agentur für Arbeit letztendlich ab. Die Arbeitsvermittlung verblieb in Melsungen, seit 2016 werden dort eingegangene Anträge jedoch von den Kolleginnen in Homberg und Fritzlar bearbeitet. Seinem Anspruch „Alle Ansprechpartner unter einem Dach“ wird das Jobcenter durch Präsenztage der Sachbearbeiter am Standort Melsungen jedoch weiterhin gerecht.

Zuständigkeit der Agentur für Arbeit Korbach (seit 2012)

Ende 2012 ging die Zuständigkeit der Agenturen Marburg und Kassel für den Schwalm-Eder-Kreis auf die Agentur für Arbeit Korbach über. Ihr sind nun die Jobcenter der Landkreise Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder organisatorisch zugeordnet. Seitdem ist das Jobcenter Schwalm-Eder eine gemeinsame Einrichtung (gE) des Schwalm-Eder-Kreises und der Agentur für Arbeit Korbach.

Alles unter einem Dach

Auch räumlich hat sich in den letzten Jahren einiges geändert. An seinen vier Standorten teilte sich das Jobcenter zunächst die Gebäude mit der Agentur für Arbeit bzw. der Kreisverwaltung:

  • Am Standort Homberg bezogen 2005 Jobcenter, die Agentur für Arbeit und die Kreisverwaltung das ehemalige Schulgebäude am Busbahnhof. Seit einigen Jahren werden die Räumlichkeiten durch das Jobcenter alleine genutzt.
  • In Fritzlar wurde das Agenturgebäude im Schladenweg durch einen Anbau erweitert und war dann Anlaufstelle für Kund(inn)en der Agentur und des Jobcenters. 2015 zog die Agentur nach Homberg um, 2018/2019 baute das Jobcenter das Gebäude um, erweiterte es um Unterrichtsräume, nahm umfangreiche Renovierungen vor und nutzt das Gebäude seitdem alleine.
  • In Melsungen war das Jobcenter zunächst neben der Stadthalle untergebracht. Nachdem die Büros der Agentur für Arbeit in Melsungen frei wurden, nutzt man seit Juli 2016 dort alleine deren ehemaligen Räumlichkeiten.
  • Am südlichsten Standort Schwalmstadt war die Arbeitsvermittlung zunächst im Gebäude der Agentur für Arbeit in Treysa untergebracht, die Leistungssachbearbeitung hatte ihre Büros im kommunalen Gebäude in Ziegenhain. Nach mehrfachen Umbauten, Erweiterungen und energetischer Sanierung folgte 2013 der Umzug der Arbeitsvermittlung zu den Kolleginnen und Kollegen aus der Leistungssachbearbeitung. Seitdem sind unter der Adresse "Am Großen Walllgraben 36" nun ebenfalls Leistungssachbearbeitung und Arbeitsvermittlung unter einem Dach.
Herausforderung: Geflüchtete

Eine große Herausforderung stellte in den Jahren 2015 und 2016 die Aufnahme und Betreuung der vielen Geflüchteten dar. Im Dezember 2017 wurde die Höchstzahl mit 1224 Betreuten erreicht, während die Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfänger 2017 insgesamt 6274 betrug.

Die Zahl der Leistungsbezieher ist seit 2006 ingesamt betrachtet stark gesunken: Knapp 10.000 Leistungsbezieher wurden in 2006 betreut, Ende 2019 „nur“ noch 5242 (davon ca. 1100 Geflüchtete). Dies waren rund 45 % weniger als 2006. Ohne die neu zugereisten Mitbürgerinnen und -bürger hätten die Zahl der Geldempfänger mehr als halbiert werden können. Im Bundesdurchschnitt ging die Zahl der Empfänger nur um knapp 22 % zurück.

Zukunftsfähig

Mit unterschiedlichen Projekten geht das Jobcenter Schwalm-Eder neue Wege und ermöglicht Leistungsbeziehenden noch umfassendere bzw. gezieltere Unterstützung: Im September 2016 erhielt das »ABC-Netzwerk im Jobcenter Schwalm-Eder seine Zertifizierung. Seitdem werden dort mit den eigenen Mitarbeitenden Schulungen für arbeitslose Kundinnen und Kunden angeboten. Seit Anfang 2020 beschäftigt sich das Jobcenter im Rahmen des Projekts „Auszeit für Gesundheit (AzfG)“ noch intensiver mit den gesundheitlichen Auswirkungen auf die Vermittlungsfähigkeit und hat in seinen Räumlichkeiten „Zentren für Prävention, Gesundheit und Teilhabe“ eingerichtet.